Niedersachsen beschließt Positionspapier zum Klimaschutz
Das niedersächsische Kabinett hat am Dienstag das Positionspapier zum Klimaschutz in Niedersachsen verabschiedet. Umweltminister Hans-Heinrich Sander sagte hierzu, dass das ressortübergreifende Positionspapier als weiteren Baustein der niedersächsischen Klimaschutzstrategie eine Vielzahl von Handlungsansätzen für Klimaschutzmaßnahmen enthalte, die in die Zuständigkeit des Landes fielen. “Neben einer Standortbestimmung wollen wir damit auch einen Impuls für die praxisorientierte Arbeit der Regierungskommission Klimaschutz geben”, so Sander.
Mit dem Motto ”Der Klimawandel als Herausforderung für Staat und Gesellschaft” stellen sich zehn zentrale Handlungsfelder dar: die Erneuerbaren Energien, die Kraft-Wärme-Kopplung, die Stromwirtschaft, Bauen und Wohnen, Verkehr und Siedlungsentwicklung, Industrie und Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft, die Bildung, das Öffentliche Bauwesen und die Forschung sowie die Innovation. “Die Landesregierung steht für einen Klimaschutz im Dialog mit den gesellschaftlichen Gruppen”, betonte Sander. Darum enthalte das Positionspapier Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Kommunen, Handwerkskammern und Energieversorgern zur Förderung weiterer Potentiale zur Nutzung erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärmekopplung.
Zudem beziehen sich weitere Initiativen auf die Förderung der energetischen Sanierung Liegenschaften der Kommunen durch Landesmittel in Höhe von 27 Millionen Euro für 2009 sowie EFRE-Mittel in Höhe von 12 Millionen Euro bis 2013. Auch hier liegen die Schwertpunkte auf der Forschung und Entwicklung, so unter anderem mit dem Beginn verschiedener Forschungsnetzwerke in den Bereichen Energie- und Klimaschutz sowie der Verlängerung der Landesinitiative Brennstoffzelle mit einer Erweiterung auf die Batterietechnologie.
Als eine wichtige Aufgabe in der Zukunft bezeichnete Sander die Erhöhung der Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe: “Hier gibt es allerdings keine Patentrezepte.” Deswegen habe das Land gemeinsam mit der Wirtschaft eine Initiative ins Leben gerufen, um Unternehmer bei der Identifizierung und Umsetzung konkreter Maßnahmen zu unterstützen. Die so entstandene Initiative “Transferzentren Energieeffizienz” ist zunächst für zwei Jahre vorgesehen und wird mit rund 350.000 Euro vom Land.
Erdwärme macht unabhängig
In Zeiten des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine, in denen keiner weiß, ob und wie lange das Gas fließen wird und in Zeiten schwindender Ölreserven sowie steigender Preise, gibt es einen Ausweg: Erdwärme.
Erdwärme macht unabhängig. Unabhängig von Gas und Öl und auch von Elektroheizungen. Jeden Tag werden es mehr, die unabhängig sein wollen. Im Speckgürtel von München, genauer in den Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim entsteht daher das erste “interkommunale Geothermie-Projekt”. Die Bewohner der drei Gemeinden können die Bauarbeiten daheim am Computer verfolgen: mit ständig aktualisierten Bildern im Internet.
Experten sind sich einig. Mit der Nutzung von Erdwärme ist eine Energiewende möglich. Unter der Erde liegen Millionen Liter heißes Wasser und damit millionenfach ungenutzte Energie. Ungünstig ist allerdings, dass die Bohrungen sehr teuer sind. Für die drei bayrischen Gemeinden fallen hier Kosten in Höhe von elf Millionen Euro an. Dafür haben sie zusammengelegt. Damit in Zukunft bis zu 6000 Gebäude mit Erdwärme versorgt werden können.
Um den Selbstversorgerstatus zu komplettieren, wird außerdem ein Biomasse-Kraftwerk gebaut und für den Winter ein Ölbrenner. Jeder Haushalt zahlt für den Anschluss mehr als 7000 Euro. Die Planer gehen davon aus, dass sich die Investitionen von insgesamt geschätzten 80 bis 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 auszahlen werden und das Projekt schwarze Zahlen schreiben wird.
Positiver Nebeneffekt der Kostensenkung für die Einwohner ist der Aspekt, dass eine Erdwärmeversorgung auch zum Klimaschutz beiträgt. Denn der wird in Bayern schon seit einiger Zeit groß geschrieben. So verwundert es denn auch nicht, dass mancher auch seine recht neue Öl- oder Gasheizung gegen eine Erdwärmeheizung austauschen lässt. Pro Jahr kann ein einzelner Haushalt mit Erdwärme soviel CO2 einsparen, wie eine Autofahrt von München nach Sydney ausstoßen würde. Das macht etwa drei bis vier Tonnen aus. Wohlgemerkt pro Haushalt.
Inzwischen interessieren sich nicht mehr nur einzelne Gemeinden oder Städte für Erdwärme, auch die großen Energieversorger sind hellhörig geworden. Sie haben das wirtschaftliche Potential erkannt, das in Erdwärme schlummert. Sie wollten sich am bayrischen Projekt beteiligen - doch die Gemeinden sagten ab, weil sie ihren Preis selbst bestimmen wollen.
Die Gewinne aus dem Projekt kommen den Gemeinden zugute. Sie zahlen weniger für die Energie und es fließt Geld in Kindergärten, Schulen und andere Gemeinschaftseinrichtungen. Und das Projekt macht Schule: Mehr als 140 Anträge auf Erdwärmeerschließung hat das bayrische Wirtschaftsministerium bereits zur Vorlage.